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Erdbebenstation Bensberg hilft Kollegen in Marokko

Ein Team von Forschenden der Erdbebenstation Bensberg der Universität zu Köln ist nach Marokko aufgebrochen, um ihre marokkanischen Kolleg*innen zu unterstützen / Mit Hilfe eines mobilen Seismographen-Netzwerks werden die Kölner Erdbebenforscher*innen in einem Rapid Response Einsatz die Nachbeben messen.

 

Nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko ist das Forschungsteam der Erdbebenstation in Bensberg aktiv geworden, um den betroffenen Menschen vor Ort Unterstützung zu bieten. Der Leiter der Erdbebenstation Bensberg, Dr. Martin Zeckra, erklärt: „Da wir als Wissenschaftler mit unserer Erfahrung, unserem Wissen und technischem Knowhow arbeiten können, haben wir die seismologischen Kollegen vor Ort in Marokko kontaktiert und gefragt, ob wir sie dabei unterstützen könnten, die Nachbebenaktivität rund um das Epizentrum in den kommenden Wochen und Monaten zu überwachen.“

Der Einsatz von Zeckra und einem Kollegen wird vier Tage dauern. In dieser Zeit werden die Wissenschaftler ein Seismographen-Netzwerk installieren. Dabei werden die Kölner Erdbebenforscher vor Ort von drei marokkanischen Kollegen von der Universität Rabat begleitet. Die Messungen sind derzeit für zwei Monate angesetzt. „Das sollte genug für einen ersten Überblick sein sowie genug Zeit, eine verstärkte, permanente Überwachung anschließend an unseren Rapid Response Einsatz einzurichten“, so Zeckra.

Mit Hilfe der technischen Mitarbeiter des Institutes für Geologie und Mineralogie sowie der Zollabteilung des Dezernats 6 „Wirtschaft und Finanzen“ der Universität wurde in aller Eile alles unternommen, um die zwölf modernen Seismographen der Erdbebenstation für einen Rapid Response Einsatz vorzubereiten. Trotz der kurzen Zeit ist dies auch gelungen, sodass die Forscher*innen bereits gestern nach Marrakesch fliegen konnten. Erst zu Beginn dieses Jahres hat das Institut neue, mobile Sensoren gekauft, die ideal für genau diesen Einsatzzweck sind. Aufgrund ihrer autarken und modularen Bauweise bringen diese Sensoren Batterien und alle elektronischen Bauteile in ein robustes Gehäuse unter, sodass sie für bis zu 30 Tage ohne Eingriff von außen und in jeglichem Gelände messen können. Die leichte und kompakte Bauweise der etwa 15 cm großen Einheiten ermöglicht einen leichten Transport auch in schwierigem Gelände, beispielsweise im Trecking-Rucksack. Außerdem ist die Installation weniger anspruchsvoll im Vergleich zu hochauflösenden Geräten, die permanent in Betrieb sind. Gleichzeitig bringen diese Einheiten für lokale Erdbebenaktivität wie in Marokko gegenüber den vollumfänglichen Geräten in Puncto Datenqualität kaum einen Nachteil.

Dieser Rapid Response Einsatz hat nicht nur eine hohe Relevanz für die Menschen im betroffenen Gebiet, sondern auch für die Wissenschaft. Da das Atlasgebirge nicht als das seismisch aktivste Gebiet in Marokko und dem nördlichen Afrika bekannt ist, sind geologische und seismologische Studien rar gesät und ein Erdbeben dieser Stärke ungewöhnlich. Zusätzlich lag das Zentrum des Bebens 25 bis 30 km unterhalb der Erdoberfläche, was sehr tief ist, auch im globalen Vergleich. Durch ein dichtes, kleinräumiges Netz erhoffen die Wissenschaftler*innen sich einen Einblick in die Nachbebenaktivität und gleichzeitig in die physikalischen Prozesse tief in der Erdkruste, welche durch die bestehenden geologischen Modelle nur bedingt erklärbar sind.

Martin Zeckra hofft, dass der Einsatz der Kölner Seismologen für die Menschen im betroffenen Gebiet eine gewisse internationale Anerkennung der schwerwiegenden Situation in der Region um das Epizentrum signalisiert. Die Ergebnisse der Messungen könnten beim Wiederaufbau nützlich sein: „Die sich anschließenden wissenschaftlichen Erkenntnisse haben unmittelbaren Einfluss auf die Wiederaufbauplanung der beteiligten Ingenieure. So können sie verhindern, dass sich solch eine Katastrophe bei einem vergleichbaren Beben wiederholt.“
 

Inhaltlicher Kontakt:
Dr. Martin Zeckra
Erdbebenstation Bensberg
Institut für Geologie und Mineralogie
+49 2204 9852 - 11
mzeckraSpamProtectionuni-koeln.de

Presse und Kommunikation:
Robert Hahn
+49 221 470 2396
r.hahnSpamProtectionverw.uni-koeln.de