Wird das Eis der Antarktis schmelzen?
Artikel aus "mituns" September 2022, Mitarbeiterzeitschrift der Universität zu Köln; von Dr. Sonja Berg
Diese Frage kann man zunächst mit „nein, so schnell nicht“ beantworten. Allerdings können aufgrund der riesigen Masse der antarktischen Eisschilde auch relativ kleine Veränderungen große Auswirkungen haben- zum Beispiel, weil durch das Schmelzen von Inlandeis der Meeresspiegel weltweit ansteigt.
Um die Reaktion des Ostantarktischen Eisschildes auf Klimaänderungen zu untersuchen und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Eis, Ozean und Atmosphäre besser zu verstehen, hat sich im Januar 2022 ein internationales Forscherteam unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Ralf Tiedemann vom Alfred-Wegener-Institut mit dem Forschungseisbrecher Polarstern auf den Weg in die Antarktis gemacht.
Ziel der Expedition EASI 1 (East Antarctic Ice Sheet Instabilities) war es, geologische Proben und Daten zu sammeln, da durch den Blick in die Vergangenheit wichtige Fragen für die Zukunft beantwortet werden können: Wie schnell reagieren Eisschild und Gletscher auf Änderungen des Klimas? Wie groß können Massenänderungen der Eisschilde sein? Wie verhält sich das Meer und das Eis der Antarktis unter wärmeren Klimabedingungen?
Neben den umfangreichen Forschungsarbeiten auf dem Ozean hat ein Land-Team aus Geolog:innen und Geodät:innen die Thala Berge besucht, eine eisfreie Küstenregion in der Ostantarktis. Ziel der Arbeiten dort war es, Erkenntnisse über die bisher unbekannte Vereisungs- und Klimageschichte der Region zu gewinnen.
Nach fast vier Wochen auf dem Schiff war es endlich soweit – der Forschungseisbrecher Polarstern hatte das Zielgebiet erreicht und das sonst so launische Wetter der Antarktis spielte mit. Das sechsköpfige Team um Dr. Sonja Berg vom Institut für Geologie und Mineralogie der Universität zu Köln wurde samt Ausrüstung, Proviant und Satellitentelefon mit den Helikoptern des Schiffes an Land gebracht.
Bevor mit der Erkundung und der Beprobung der dortigen Seen begonnen werden konnte, musste zunächst das Camp eingerichtet und die Ausrüstung sturm- und schneesicher gelagert werden. Bis zur Rückkehr der Polarstern nach zwölf Tagen konnte das Team dann bei eisigen Temperaturen, aber oft strahlendem Sonnenschein, seine Arbeiten in einer einzigartigen Landschaft erfolgreich durchführen.
Das Probenmaterial ist mittlerweile in Köln angekommen und wird nun von den Forscher:innen analysiert. Auch wenn die wissenschaftlichen Erkenntnisse noch einige Zeit auf sich warten lassen, eines ist jetzt schon klar: Das war eine sehr erlebnisreiche und spannende Reise!
Von Dr. Sonja Berg