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Fragmentation und Abrasion an rezenten Muscheln

Entschlüsselung taphonomischer Prozesse

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    Küstenabschnitte und Strände an der westeuropäischen Küste für die „Aktuopaläontologischen“ (= taphonomischen) Untersuchungen und Experimente (Cardigan Bucht, Wales; niederländische Küste; französische Atlantikküste und Portugal).
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    Abrasionserscheinungen und -stadien an rezenten Klappen der Herzmuschel Cerastoderma edule. Fotos: N.S. Rogalla.
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    Abrasionserscheinungen und -stadien an rezenten Klappen der „Meermandel“ Glycymeris glycymeris. Fotos: N.S. Rogalla.

„Aktuopaläontologische“ (= taphonomische) Untersuchungen und Experimente (Cardigan Bucht, Wales; niederländische Küste; französische Atlantikküste und Portugal dienen der Entschlüsselung taphonomischer Prozesse, um Fehler bei der Interpretation fossiler Befunde zu verhindern. Beobachtungen zur Taphonomie spielen dann eine besondere Rolle, wenn der von verschiedenen physikalischen Parametern beeinflusste Lebensraum der Organismen in Zusammenhang mit dem Einbettungsort ihrer überlieferbaren Hartteile (Gehäuse, Skelettelemente etc.) gesetzt wird. Die Quantität der Organismen in den potentiellen Liefergebieten in Relation zu den tatsächlich überlieferten bzw. zur Überlieferung bereitgestellten Organismenresten ist dabei genauso von Bedeutung wie Art und Intensität der physikalischen, chemischen und biologischen Faktoren, die eine Überlieferung ermöglichen, behindern oder verhindern. Solche Studien ergänzen paläontologische Projekte dahingehend, dass mit Hilfe des Aktualistischen Prinzips – besonders gut anwendbar bei Bivalven und Gastropoden – Interpretations- und Analysefehler minimiert werden können. Zusätzlich erfolgt eine Absicherung und Überprüfung mit Hilfe von Statistikprogrammen und Daten aus der Sedimentologie. Außerdem werden Experimente im Labor durchgeführt, um das Verhalten lebender Bivalven auf unterschiedlichen Substraten zu simulieren und Einbettungsmechanismen abgestorbener Tiere zu analysieren.

 

 

 

Nicole Rogalla hat 1998 in ihrer Diplomarbeit unterschiedliche Abrasionsmuster und -abläufe an sechs verschiedenen rezenten Muschelarten, Spisula solida (Linnaeus), Laevicardium crassum (Gmelin), Cerastoderma edule (Linnaeus), Dosinia exoleta (Linnaeus), Venerupis decussata (Linnaeus) und Glycymeris glycymeris (Linnaeus) untersucht und am Beispiel von G. glycymeris statistisch ausgewertet. In einer Bachelorarbeit hat Patrick Wollenweber nachgewiesen, dass an Schalen der rezenten Taxa Chlamys opercularis (Linnaeus) und Chlamys varia (Linnaeus) aus Strandlokalitäten in der Bretagne, in der Algarve und in Wales die Extern- und Internmorphologie durch Abrasion und Fragmentation derart verändert wird, dass eine taxonomische Zuordnung ab einem spezifischen Zustand nicht mehr möglich ist. Diese Ergebnisse haben Auswirkungen auf die Taxonomie zahlreicher fossiler Arten, die infolgedessen sinnlos werden und zu nomina dubia erklärt werden müssen.

 

Abrasionserscheinungen und -stadien an rezenten Klappen der Kammmuschel Chlamys opercularis. Foto: P. Wollenweber.

Publikationen über das Forschungsprojekt:

Rogalla, N.S. & Amler, M.R.W. (2007): Statistic approach on taphonomic phenomena in shells of Glycymeris glycymeris (Bivalvia: Glycymerididae) and its significance in the fossil record. – Paläontologische Zeitschrift 81 (3): 334–355, 7 Abb., 1 Tab., 1 App.; Stuttgart.

Rogalla, N.S. & Amler, M.R.W. (2003): Abrasion an rezenten Bivalvenschalen. – Geologica et Palaeontologica 37: 107–148, 25 Abb., 1 Tab.; Marburg.

Rogalla, N.S. (1998): Die Folgen der Abrasion an Muschelschalen - Fakten, Möglichkeiten oder Fantasien ? - Terra Nostra 98/3: V285; Köln [Vortragszusammenfassung].

 

Diplomarbeit:

Rogalla, N.S. (1998): Taphonomische Untersuchungen zur Abrasion an rezenten und fossilen Muschelschalen. – 188 S., Marburg.

Bachelorarbeit:

Wollenweber, P. (2018): Fragmentation und Abrasion an den pectiniden Muscheln Chlamys opercularis und Chlamys varia. - 44 S., Köln.

 

Kontakt bei Fragen:

Professor Michael R.W. Amler
Institut für Geologie und Mineralogie der Universität zu Köln
Zülpicher Str. 49a
50674 Köln
Tel. 0221/470 5672
Email: michael.amler(at)uni-koeln.de